Adhärenz (oder engl. Adherence) beschreibt das Ausmaß an Übereinstimmung von gemeinschaftlich vereinbarten Therapiezielen zwischen Patientinnen und Patienten mit ihren Behandelnden und hat vor allem im Hinblick auf das langfristige Krankheitsmanagement den Begriff der ‚Compliance‘ abgelöst.
Ausgehend von einem Bericht der WHO mit dem Titel "Adherence to long Term Therapies" wurde die Adherence Therapie 2003 am Institute of Psychiatry in London von Prof. Dr. Richard Gray entwickelt.
Ausgangspunkt war die Erkenntnis, daß viele längerfristig erkrankte Menschen die verordneten Therapien nicht so umsetzen, wie es der verordnete Therapieplan vorgesehen hätte. Nach einer gewissen Zeit schleichen sich Unregelmäßigkeiten ein oder Medikamente oder auch krankengymnastische Übungen werden nur noch unregelmäßig oder garnicht mehr eingenommen oder durchgeführt.
Dies kann einen negativen Einfluß auf den Verlauf chronischer Erkrankungen haben und ist auch volkswirtschaftlich und in der Interaktion zwischen Patienten und Ärzten, Pflegeexperten oder auch Krankengymnasten.
Adhärenz Therapie hilft Patienten und Professionellen einen gemeinsamen Therapieplan zu entwicklen, der zum Leben der Patienten passt und langfristig umgesetzt werden kann.
In einem Forschungsvorhaben wurden gesellschaftliche und personelle Faktoren gefunden, die einen Einfluß auf das Einnahmeverhalten verschiedener Personen hatten. Dann wurden therapeutische Verfahren entwickelt und getestet, die hilfreich sein könnten die Einnahmequote zur erhöhen. Dazu gehörten auch Erkenntisse der Motivationsförderung im Hinblick auf Verhaltensänderung ("Motivational Interviewing" nach Miller und Rollnik).
Am Schluß wurde dies zu einem Therapieprogramm zusammengefaßt und es wurde ein entsprechendes Training für Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen entwickelt.
Nein, dies war zwar die entscheidende Triebfeder zur Entwicklung der Adhärenztherapie. Aber der Schwerpunkt der gemeinsames Gespräche ist es, eine Bereitschaft zur Verhaltensänderung zu entwickeln und zu gemeinsam zu überlegen, ob die therapeutischen Maßnahmen zum Leben der Patienten passt.
Dabei können auch andere Faktoren besprochen werden, welche einer erfolgreichen Krankheitsbewältigung förderlich wären. Das kann sich zum Beispiel auf Ernährung, Rauchverhalten oder sportliche Aktivitäten beziehen.
Die besten Medikamente oder z. B. krankengymnastischen Übungen helfen nichts, wenn sie nicht genommen oder durchgeführt werden. Das gilt auch für andere therapeutische und gesundheitsbezogenen Interventionen. Aus dieser Erkenntnis heraus hat die WHO 2003 festgestellt: „Die Entwicklung von Strategien, zu einer verbesserten Akzeptanz von Therapieprogrammen ist ein wesentliches Element, um weltweit Krankheitsfolgen zu verringern“.
Adhärenztherpie bedeutet Menschen die bereit sind sich bewußt mit dem eigenen Verhalten und den Problematiken die ihrer Erkrankung betreffen beschäftigen zu wollen, zu unterstützen. Oftmals wird dabei bemerkt, daß auch das Verhalten anderer Menschen (z. B. Partner, Freunde, Therapeuten) den eigen Bedürfnissen oder Krankheitsbewältigungsstrategien im Wege stehen. Hier müssen genauso Lösungsansätze erarbeitet werden wie bei den den Betroffenen innewohnenden Gründe für eine erfolgloses Therapie.
Im Rahmen von 6–8 Einzelgesprächen von ca. 45Min. Dauer. Den Therapeuten stehen Manuale zur Verfügung, die einen Rahmen zur Durchführung geben, aber letztendlich wird immer geschaut wo der individuelle Schwerpunkt der Gesprächsreihe liegt.In den jeweiligen Einheiten werden einerseits vorhandene Probleme erfragt die die Umsetzung therapeutischen Maßnahmen erschweren. Das können z. B. auch finanzielle Engpässe oder auch ein gestörtes Verhältnis zum Arzt sein. Auch ein unklares Verständnis der Therapie kann beim Betroffenen einen Abbruch zur Folge haben, obwohl es der Gesundheit gut getan hätte. Diese sollten dann mittels Beratung oder Hilfestellung konkret angegangen werden.
Der Abbruch von Therapien ist ein weit verbreitetes Phänomen.
Oft stehen sich innerlich verschiedene Interessen, Gefühle gegenüber zwischen denen sich die Menschen nicht entscheiden können. Wir nennen dies Ambivalenzen. Sich diesen Ambivalenzen bewußt werden kann helfen, eine andere Einstellung zu den Aufgaben im Hinblick der Therapie zu bekommen.
Entwickelt worden ist die Therapieform für Gesundheits- und Krankenpflegepersonal aber selbstverständlich können auch andere Berufsgruppen die im Gesundheitswesen tätig sind Adhärenztherapeuten werden. Nach Abschluss des Kurses erhalten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ein Zertifikat welches der „Dachverband Adherence e.V.“ vergibt.
Nein, denn Ambivalenzen der im Hinblick auf langfristige Therapien gibt es bei allen chronischen Erkrankungen.
Beispielsweise Diabetiker oder Bluthochdruckpatienten nehmen auch nicht immer ihre Medikamente ein oder passen ihre Ernährung dem Gesundheitsproblem an. Es ist also ein Phänomen, das alle Menschen angeht - auch uns selbst.