Adherence wird definiert als das Ausmaß, in dem das Verhalten eines Patienten (im Hinblick auf die Einnahme von Medikamenten oder die Einhaltung einer Diät oder das Einhalten von Terminen) mit den Vorgaben des Behandlers übereinstimmt (McDonald et al, 2002). Dabei beschreibt der Begriff Adherence zunächst wertfrei einen Zustand und berücksichtigt die komplexen Einflussfaktoren, die im Rahmen adhärentem Verhaltens eine Rolle spielen.
Das aktuelle Schulungskonzept für den Adherence Therapeut sieht vor, dass Pflegende anhand eines Manuals im Rahmen einer fünftägigen Schulung in die Praxis der Intervention eingeführt werden. Durch periodisch stattfindende Reflexionstreffen kann dann der Implementierungsprozess auf den Stationen stabilisiert werden.
Die Qualität der Ausbildung ermöglicht den Mitarbeitern/-innen sich mit gut handhabbaren Instrumenten dem Patienten zu nähern. Diese Instrumente geben beiden Sicherheit. Sie sind bei der alltäglichen Arbeit gutes Werkzeug.
weiterlesenIn unserem Hause haben wir mittlerweile 55 Mitarbeiter/-innen in der Adherence-Therapie ausgebildet. Durch die Ausbildung haben die Adherence-Therapeuten Kompetenzen erworben, die sie befähigen, das Thema zusammen mit den Patienten zu bearbeiten. Wir führen den Prozess der Qualifizierung fort, um insbesondere neuen Mitarbeitern/-innen Sicherheit im Arbeitsalltag zu geben.
Was hat uns veranlasst dieses Projekt, bei dem noch nicht bewiesen ist wie und ob es überhaupt wirksam ist, Geld und Kraft zu investieren? Im ersten Moment hatten wir den Impuls, etwas zu integrieren, was Einfluss auf die Kontakte zwischen Betroffenen und Behandlern nimmt. Berufsgruppenübergreifend waren wir uns einig, dass sich Patienten nach der Behandlung in der Klinik nicht so verhalten wie ihnen empfohlen wird. Uns war klar, dass Patienten das tun was sie für richtig halten und das sie dafür ihre Gründe haben. Das Problem dabei ist, dass wir diese Gründe nicht kennen und dadurch keine Entscheidungen im Behandlungsverlauf verändern können.
Durch die Adherence-Therapie hoffen wir, dieser Frage näher zu kommen und Änderungen während der stationären Behandlung vornehmen zu können. Die Qualität der Ausbildung ermöglicht den Mitarbeitern/-innen sich mit gut handhabbaren Instrumenten dem Patienten zu nähern. Diese Instrumente geben beiden Sicherheit. Sie sind bei der alltäglichen Arbeit gutes Werkzeug, ohne dass immer gleich ein ganzer Adherence-Prozess durchgeführt werden muss. Zum Beispiel kann mit dem Thema Ambivalenz anders umgegangen werden, da das Thema aus der Ausbildung bekannt ist und nicht mehr so verunsichert.
Uns haben die Fälle, die während der Ausbildung bearbeitet wurden, immer sehr beeindruckt. Dabei wurde deutlich, dass Adherence-Therapie eine eigene Dynamik entwickelt und damit sowohl für den Patienten als auch für den Pflegenden etwas ganz besonderes ist. Für den Patienten kann die Adherence-Therapie bedeuten, dass sehr individuell mit ihm gearbeitet wird. In den Pflegeplanungen konnten wir im Laufe der Zeit eine deutliche Veränderung dahingehend feststellen, dass der Patient vielmehr in den Pflegeprozess miteinbezogen wird.
Insgesamt ist dieser Entwicklungsprozess für unsere Klinik lohnenswert, da er Sicherheit und Orientierung gibt. Die Patienten melden häufig zurück, dass sie mehr gesehen werden. Gerade für neue Mitarbeiter/-innen ist dies sehr hilfreich.