Complience vs. Adherence

Die in diesem Kontext häufig synonym verwendeten Begriffe „Compliance“ und „Adherence“ werden in ihrer Begrifflichkeit und damit auch in ihrer Verwendung im deutschen / englischen Sprachraum häufig in unklaren und wenig trennscharfen Abgrenzungen verwendet. Von daher soll an dieser Stelle eine differenzierte Betrachtung der beiden Begriffe erfolgen.

Der in der Medizin gebräuchliche Begriff der Compliance spricht den Umstand an, dass für die Heilung vieler Krankheiten ein kooperatives Verhalten des Patienten vorausgesetzt wird.Therapietreue im Sinne von Compliance meint also, dass der Patient tut, was der Arzt von ihm verlangt. Wir haben es hier also mit einem paternalistischen Modell zu tun, welches durch die Autorität und alleinige Entscheidungshoheit des Arztes charakterisiert ist (Gray, et al., 2002).

Die Verantwortung für die Nichteinhaltung eines Planes läge demnach einseitig bei dem Patienten und der Aspekt einer gemeinsamen Entscheidungsfindung im Rahmen eines Arbeitsbündnisses kommt nur unzureichend zum tragen. Ein solches Modell muss nicht in jedem Falle schlecht sein, v. a. im Rahmen von Notfallsituationen oder z. B. bei operativen Eingriffen stellt es häufig einen sinnvollen und zielführenden Ansatz dar.

Demgegenüber steht bei dem Begriff Adherence die aktive Zusammenarbeit von Arzt und Patient im Sinne einer gemeinsamen Entscheidungsfindung und Therapiezielvereinbarung im Vordergrund, d.h. die aktiv erfragte Patientenmeinung wird bei der Behandlungsplanung mitberücksichtigt.

Entsprechend hat die Weltgesundheitsorganisation (2003) Adherence definiert als

„the extend to which a person’s behavior – taking medication, following a diet, and/or executing lifestyle changes, corresponds with agreed recommendations from a health care provider.“

Man spricht somit von Non-Adhärenz, wenn der Patient sich nicht oder nur unvollständig an die vorher mit dem Behandler vereinbarten Behandlungsabsprachen hält (Seemann U. & Kissling W., 2008).

Literatur

Adherence to long term therapy: evidence for action. 2003. (Accessed 25.09.2009, at http://www.who.int/chp/knowledge/publications/adherence_report/en/.)

Gray, R., Wykes, T., & Gournay, K. (2002). From compliance to concordance: a review of the literature on interventions to enhance compliance with antipsychotic medication. J Psychiatr Ment Health Nurs, 9(3), 277-284.

Seemann U. & Kissling W. (2008). Volkskrankheit “Noncompliance” - Ursachen, Folgen, Therapiemöglichkeiten. Psychoneuro;34:405-409.